Meira Ahmemulic and Thomas Wiczak
Wetterstation Berlin
24.04. - 16.05.2009

Offiziell handelte es sich nur um eine Wetterstation. Tatsächlich aber war die “Field Station Berlin” eine von der U.S.-Regierung errichtete Abhörstation, um während des Kalten Krieges den sowjetischen und ostdeutschen Nachrichtenverkehr abzufangen. Die Gebäude stehen noch heute auf dem Teufelsberg, einem künstlichen Berg, der in der Nachkriegszeit aus den Trümmern Berlins gebaut wurde.

Die Künstler Meira Ahmemulic (Schweden) und Thomas Wiczak (Deutschland) recherchieren seit 2007 die Geschichte, Architektur und Flora und Fauna des künstlich geschaffenen Berges. In der Tat haben sie ein Gebiet belauscht, dem selbst der Zweck innewohnte zu belauschen; die verlassene Abhöranlage enthüllend durch Aufnahmen ihrer Umzäunung, ihrer Betriebs- und Aufenthaltsräume, Durchgänge etc. Sie nutzen die Spionierstation als ein Instrument und unterhalten sich mit Personen, die einst dort tätig waren und kommen dem, was man die analoge Ära des Spionierens nennen kann und ihrer Auswirkungen näher.

Message from Teufelsberg (Klangcollage)
Message from Teufelsberg ist eine Klangcollage beider Künstler, die Field Recordings und Interventionen vor Ort enthält, die während der Recherche über den Teufelsberg entstanden sind. Meira Ahmemulic & Thomas Wiczak öffnen die Ohren des Zuhörers für die Klänge des Berges und seiner aufgegebenen und verlassenenen Gebäude. Ein Arbeiter, der half die Trümmerberge in Westberlin zu errichten, spricht über ihre Konstruktion. Frühere Spione erzählen ihre Geschichten nach 25-jähriger Schweigepflicht.
Indem man den Personen hinter den Abhörgeräten zuhört, die ihrer normalen Arbeit nachgehen, werden die Hörer mit der Überwachung des Alltäglichen konfrontiert.

Original Spies (Foto)
Meira Ahmemulic hat Personen aufgesucht, die in der Abhörstation ihre tägliche Arbeit verrichteten. Die meisten von ihnen waren Übersetzer, Linguisten, Kryptographen and Techniker. Die Arbeit auf der Field Station Berlin (Teil der NSA, der Nationalen Sicherheitsbehörde) stellte sich für die ersten Spione, die dort arbeiteten als monoton und langweilig dar. Bei Interviews und Spaziergängen mit den Teufelsberg-Veteranen sucht Ahmemulic einst wichtige Orte der amerikanischen Militärpräsenz in Berlin auf. Ihre großformatigen Portraits zeigen einige dieser Orte. In Message from Teufelsberg werden die Stimmen der Spione zurück auf den Berg geführt, wo sie einst saßen und abhörten, jenseits des Eisernen Vorhangs.
Original Spies ist eine Arbeit, die sich in der Entwicklung befindet; Ahmemulic arbeitet an einem Film über den Klang und das Bild vom Spionieren auf dem Teufelsberg.

Turm (Teufelsberg, Berlin)
In dieser Arbeit widmet sich Thomas Wiczak dem Hauptturm der Abhörstation und seines Gebäudekomplexes rein materiell. Er befragt die vorhandene bauliche Struktur und Substanz der Architektur nach ihren klanglichen sowie skulpturalen Qualitäten. Er tastet die halb zerstörte, noch halb intakte Membran des Gebäudes ab und vollendet die durch Umwelteinflüsse und Menschen begonnene Zerstörung. Dabei riskiert er Vorwürfe von Geschichtsblindheit und Vandalismus eines historischen Ortes. Das Ergebnis ist ein Objekt von formaler Schlüssigkeit und klanglicher Kraft.

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Foto: Kathleen Waak
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Foto: Kathleen Waak
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Foto: Kathleen Waak
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Foto: Kathleen Waak